Hoffnungsloser Fall, diese Hoffnung!

Wenn wir von Hoffnung sprechen, ist es meist ein Gefühl – ein Gefühl der Zuversicht, dass alles gut wird. Da kann manch einer nur drüber lachen und meint, das sei die rosa Brille. Eine naive Haltung, ein Selbstbetrug. Ich wurde eines Besseren belehrt: Hoffnung ist viel mehr als das. Und alles andere als naiv.


Es kann nur schlechter werden?


Foto: pixabay

Unsinnig, aber macht Sinn - die Hoffnung. Sagt der eine: „Das wird schon wieder!“, antwortet der andere: „Wie kannst du nur so naiv sein?“
Warum beide recht haben? Hoffnung ist Planung und Gefühl zugleich!


 Es ist kaum zu glauben, doch die Psychologie hat „Hoffnung“ erforscht, ja, sogar versucht, diese „messbar“ zu machen. Es gibt mehrere Versuche, den Begriff zu definieren – und welche Varianten es gibt. Die beste Definition für mich, hier frei nach Vaclav Havel:
"Hoffnung ist nicht der Glaube, dass etwas gut wird, sondern die Gewissheit, dass es für mich Sinn macht.“

 

Und da kommen wir schon näher:
Basierend auf C.R Snyder’s Hoffnungs-Theorie, weiterentwickelt von Shane Lopez,  gibt es nämlich zwei Zugänge: Das hoffnungsvolle Denken und die gefühlte Hoffnung.


Beim ersten Zugang geht es um den planenden, kognitiven Weg mit folgenden Stategien:

  • Setze ich mir klare, konkrete und  erreichbare Ziele?
  • Denke ich mehrere Wege und Möglichkeiten durch, mein Ziel zu erreichen ("pathway thinking")?
  • Stärke ich meine Motivation? (Was will  ich wirklich?)
  • Feiere ich meine (kleinen) Erfolge?
  • Lernen ich aus Fehlern (Fehlerkultur!)
  • Gebe ich "falsche Hoffnungen"auf?

Hoffnung wird so zur Überzeugung, dass man es schon schaffen wird – bei guter Planung und beim Rückblick auf bereits erlebte Erfolge!

Der zweite Zugang ist der Emotionalere, ja, wer mag, Spirituellere. Die gefühlte Hoffnung, die mit diesen Strategien zum Aufblühen kommt:

  • Mache ich Dinge, die Sinn stiften?
  • Lebe ich nach meinen inneren Werten?
  • Wage ich Meditation & Gebet?
  • Wie spüre ich Verbindung mit anderen und der Natur?
  • Wie steht um den Glauben an meine Handlungsfähigkeit („agency thinking“)?

Hier klingelt’s bei mir gewaltig, denn da schließt sich der Kreis:
Wenn mir auf der einen Seite mal der Plan fehlt, dann darf es auch einmal etwas Weniger „Denkarbeit“ sein.

So wie in diesen Zeiten – in Lockdown und Virusangst, Unsicherheiten und Unplanbarkeit. Ja, kleine realistische Ziele setzten und sich an-seinen-bisherigen-Meilensteinen-Ortientieren kann klappen, doch nicht immer. Da dürfen wir dann auf den anderen Aspekt bauen:

Dem Sinn-Erleben im Kleinen. It’s the little things, darling. Oder (ehrenamtliche?) Engagements im Großen, frei Herz.

Und wenn das Herz schwingt, tut sich dann auch im Kopf plötzlich ein Weg auf.

 



JETZT MACHT ES SINN, AUF SINN-SUCHE ZU GEHEN!

  1. Rückblickend: mit einem "drei gute Dinge- oder Dankbarkeits-Tagebuch" (siehe https://www.wallisch-tomasch.at/2016/05/01/mai-drei-gute-dinge-three-blessings/)
  2. Gegenwärtig: Schöne Momente bewusst genießen, Sinn und Sinnlichkeit erleben, im Moment "präsent" sein üben (Ablenkungen abstellen! ;-)
  3. Zukünftig: Vorfreude aktivieren, etwas Schönes vorbereiten. Beim Werden und Wachsen zusehen.

Egal was uns in Covid-19-Zeiten noch bevorsteht. Wir finden einen Weg. Glauben Sie schon dran oder denken Sie es noch? Oder säen Sie vorerst einmal Kresse in der Küche und warten auf ein Wunder... :-)


Zu diesem Beitrag inspiriert hat mich eine wundervolle positiv-psychologische Tagung zum Thema „Hope & Optimism“ letztes Wochenende mit beeindruckenden RednerInnen:
https://www.akjf.at/event/hope-and-optimism-with-martin-seligman/


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