Ich entführe Sie in die Welt der “Gewaltfreien Kommunikation” (kurz GfK) nach M.B. Rosenberg.
Dabei geht es nicht nur um das Erlernen von Kommunikations-Strategien, um in Konflikten konstruktiv zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, sondern auch um die versöhnliche innere Haltung, die dies erst möglich macht. Einander in Würde und Achtung begegnen, braucht eben den Glauben an die gute Sache, den guten Kern.
Zu Beginn also die 6 Grundannahmen, häppchengerecht serviert.
Jippieh, GfK- Crashkurs! Es geht los mit den 6 Grundannahmen:
Die erste Annahme ist gleich harter Tobak, gell?
Nicht alles, was ich tue, ist schön und gut.
Aber für mich aktuell das Bestmögliche, um für mich zu sorgen.
Mit allen Einschränkungen und auch fehlerhaften Seiten.
Und zumindest das darf erstmal anerkannt und gewürdigt werden.
Geht es doch um das Zurückgewinnen der Menschenwürde, die wir uns gegenseitig zuerkennen.
Klingt selbstverständlich, ist es aber oft nicht. Zu oft blockiere ich mich in meinem Wachstum mit Sätzen wie “Das habe ich jetzt so gesagt,
dass muss auch immer so sein”. Oder ich verlange vom Gegenüber, dass alles so bleibt wie einmal gesagt, ohne Kompromisse.
Damit nehme ich mir aber auch die Chance, Dinge zu überdenken und andere Entscheidungen zuzulassen.
Ja, ich darf meine
Meinung ändern. Natürlich nicht von Minute zu Minute. Ich habe meine Gründe, und die versuche ich zu verstehen und verständlich zu machen.
Was wollen Sie einmal anders machen, als ursprünglich gedacht?
Yeah!!! Ich freu mich grad so, meine Mannschaft hat ein Tor geschossen!
“Die” sind also der Grund dafür, dass ich mich gerade freue. Logo, sagen Sie jetzt. Eh klar.
Und wie ist das mit negativen Gefühlen?
Da sagen wir auch gerne “der ist schuld dran, dass ich so sauer bin.” Damit bin ich fein raus und gebe Verantwortung für mich ab. Praktisch. Aber auch meine Selbstbestimmung! Doof.
BEI MIR FÄNGT DIE STORY AN.
In der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg geht’s allerdings darum, uns selbst als Eigenverantwortliche zu sehen. Ich fühle das,
weil mir etwas bestimmtes wichtig ist: Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Zielstrebigkeit…Bedürfnisse, die mein Tun bestimmen und bewirken, wann ich was fühle.
Ich fühle…, weil mir…wichtig ist.
Die dritte Grundannahme der GfK lädt dazu ein, nachzuspüren, was MIR wichtig ist!
“Gleiches Recht für alle!” heisst es so schön. Aber ich bin gleicher als andere...
Oder wie?
Grundannahme vier der Gewaltfreien Kommunikation nach M. Rosenberg, das ist jetzt nicht unbedingt etwas ganz Neues:
Klar haben wir alle Menschen die gleichen (Grund-) Bedürfnisse! Das weiß ich doch. Dem anderen dieselben Bedürfnisse wie mir zugesehen, okay. Aber
dem anderen zugestehen, dass er/sie das auf seine ganz eigene Art und Weise macht, steht ganz wo anders geschrieben.
Jaja, das ist gelebte Toleranz für Lösungsversuche. Oder eben für Strategien, wie jeder sich um sich selbst kümmert.
Du darfst anders denken und handeln als ich. Vorausgesetzt, niemand anderer kommt zu Schaden dabei. Das wär das Ziel, stimmt’s?
Da haben wir den Salat. Immer muss ich alles alleine machen! Mag nicht!
Ja, das ist schon doof. Wenn ich mich um mich und meine Bedürfnisse alleine kümmern soll, was machen dann bitte die anderen?
Was sagt uns die 5. Annahme der Gewaltfreien Kommunikation nach M. Rosenberg wirklich?
So einfach ist das ja doch nicht. Geht es doch letztlich natürlich darum, dass wir unser Gegenüber sehen, unterstützen, begleiten.
Beginnen darf ich aber immer bei mir selbst. Der Röntgenblick ist leider noch immer nicht erfunden worden, Hellseherei nur etwas für
Auserwählte.
Also: Wer kennt mich und meine Bedürfnisse am besten?
Klar. ICH!
Also geht es nun darum, die Dinge in die Hand zu nehmen:
- Was kann ich für mich selbst tun?
- Wo und bei wem darf ich Gehör einfordern und Bitten formulieren?
Das Fazit: Raus aus Abhängikeit und Stillstand - rein ins Tun und in die Selbst-Fürsorge.
Bemerkung am Rande: Kinder sind hier ausgenommen und dürfen langsam in die Selbstverantwortung und Selbstfürsorge hineinwachsen.
Mit 25 sollte dass dann gebongt sein. Hopefully! (aber das steht wieder auf einem anderen Blatt)
“Eigentlich ist es schon schön, wo dazuzugehören. Und dafür tu ich auch was.”
Wer glaubt wird selig, oder? Ich meine, es laufen ja wirklich genug Leute herum, die nur an sich selbst denken, stimmt’s?
Und von den Kindern bekommen wir auch laufend Gegenwind. Was soll also diese 6. Annahme der Gewaltfreien Kommunikation nach M. Rosenberg?
Naiver Irrglaube?
Das Problem ist, dass die 6 Grundannahmen, wenn Sie aufmerksam gelesen haben, alle miteinander verbunden sind. Ich kann nur dann für andere Menschen da sein, wenn meine Grundbedürfnisse erfüllt sind. Und ich lebe stets nach meinem Bestmöglichen. Und wenn ich dafür auch noch selbst verantwortlich bin, ist das echt ein Auftrag. Dann auch noch auf die anderen zu schauen, uff, das überfordert schon mal.
Aber satteln wir das Pferd doch von vorne auf, nicht von hinten: Wenn ich annehme, dass jeder Mensch dazugehören will und kooperieren und etwas beitragen möchte , traue ich ihm zu, dass er das auch kann! Ich vorverurteile nicht. Ich gebe Chancen. Ich gebe Aufgaben ab. Ich ermögliche Kooperation, indem auch ich einen Schritt auf den anderen zugehe. Sein Bestmöglichstes anerkenne und dieses als Beitrag zur Gemeinschaft annehme.
Wie wäre es, wenn wir nicht 120% erwarten, sondern mit 80% zufrieden wären? Achtung - Sehr gefährlich: Dankbarkeit macht sich breit.
;-)
Wo fühlen Sie sich denn zugehörig? Und was sind Sie da bereit, beizutragen?
Fotos: privat
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